Da ich auf tierische Wolle sowieso schon seit langer Zeit verzichte, stellt sich die Frage:
Was ist nun umweltfreundlicher? Pflanzliche oder synthetische Wolle?
Wo die pflanzlichen Woll-Rohstoffe viel Wasser benötigen, verbrauchen die Synthetik-Wollen bei der Herstellung im Vergleich mehr Energie. Außerdem enthalten sie Mikroplastik, welches sich beim Waschen löst (den Anti-Mikroplastik-Waschnetzen traue ich da nicht wirklich).
Also doch lieber zu pflanzlicher Wolle greifen. Die Naturfasern Lyocell (Holz oder Eukalyptus, Markenname Tencel) und Hanf gelten nach aktuellem Wissensstand als sehr umweltverträglich. Auch Bambus gehört noch mit in die umweltfreundliche Woll-Auswahl, wobei ich reines Bambusgarn nicht finden konnte. Es ist oft gemischt mit Tencel oder Bio-Baumwolle.
Die Tierschutzorganisation PETA benennt noch weitere Fasern als tier- und umweltfreundlich: Nullarbor aus Kokosnuss, Soja-Fasern, Nykon 6.6 und Woocoa (Wolle aus Hanf, Kokosschale und Pilzen). Von all den Naturfasern fand ich keine Wolle im Verkauf, diese Fasern werden derzeit eher für Textilien verwendet oder befinden sich noch in der Weiterentwicklung.
Interessant für den um Nachhaltigkeit bemühten Woll-Käufer sind noch die Bio-Zertifikate. Es gibt zwei wichtige Siegel:
GOTS-Siegel (Global Organic Textile Standard) Auf der Seite von Utopia gibt es dazu eine gute Zusammenfassung der Standards. Klick!
KbT steht für kontrolliert biologische Tierhaltung.
KbA steht für kontrolliert biologischem Anbau.
Vorsichtig sollte man beim Ökotex-Siegel sein, denn es besagt nur, dass in der Weiterverarbeitung keine gesundheitsgefährdenden Chemikalien verwendet wurden.
Das GOTS-Siegel beinhaltet KbT und KbA und auch Ökotex, denn es legt die umwelttechnischen Anforderungen und die Sozialkriterien für die gesamte Produktionskette fest.
Hanf verhält sich auf dem Körper ähnlich wie Seide - im Sommer kühlt es, im Winter wärmt es - und hat einen ähnlich schönen Glanz. Außerdem ist es sehr stabil, es trocknet schnell und verhindert die Bildung von Bakterien.
Die Hanffasern werden mit Hilfe von Brechen und Walzen aus den Stängeln der Pflanze gewonnen.
Hanf ist sehr anspruchslos und wächst auf fast jedem Boden, sogar in Sibirien. Das dichte Blätterwerk der hohen Pflanzen verhindert das Wachsen von Unkräutern, deshalb müssen keine Pestizide eingesetzt werden. Die Pflanze wird komplett genutzt, von der Wurzel bis zum Samen, was sie absolut umweltfreundlich macht. Hanfprodukte können außerdem mehrfach recycelt werden, weil die langen Hanffasern sehr widerstandsfähig sind.
Wolle aus Bambusfasern hat einen edlen Glanz und fühlt sich sehr weich an. Sie ist leicht und atmungsaktiv, hat außerdem eine natürliche antibakterielle Wirkung.
Bambus wächst sehr schnell und benötigt nicht viel Wasser. Leider wird der Faserrohstoff oft unter Einsatz von Chemikalien herausgelöst, sodass man hier besonders auf das GOTS-Siegel achten sollte.
Es gibt noch viele weitere Pflanzen, deren Fasern zu Wolle verarbeitet werden. Für sie gilt im Prinzip dasselbe wie für Bambus. Achtet man auf die umweltfreundliche Gewinnung und Verarbeitung, so steht dem nachhaltigen Handarbeiten nichts im Wege. Mit BIO und GOTS befindet man sich hier auf jeden Fall auf der sichereren Seite.
Folgende Fasern gehören z.B. dazu:
Baumwolle ist weich und hautfreundlich, dehnfähig und sehr reißfest, außerdem saugfähig und hat ein geringes Allergiepotential.
Die Baumwollfasern werden aus den Samenhaaren der Pflanze gewonnen.
Normale Baumwolle:
- hoher Pestizideinsatz wegen der Anfälligkeit für Schädlinge und Krankheiten
- benötigt extrem viel Süßwasser
- 75% wird in Entwicklungsländern produziert, oft mit Kinder- und Zwangsarbeit
Bio-Baumwolle ist auf jeden Fall umweltverträglicher, denn sie verbraucht deutlich weniger Wasser (wegen nachhaltiger Landwirtschaft mit Wechselfrucht) und es werden keine Pestizide eingesetzt. Derzeit wird sie überwiegend in Kleinbetrieben in Indien und China angebaut, die Landwirte werden auch besser bezahlt, doch zum Auskommen reicht es wohl noch immer nicht.
Da die Nachfrage das Angebot bestimmt, ist es besser, nur noch Bio-Baumwolle zu kaufen. Auf lange Sicht ändert sich dann dadurch auch das Einkommen der Bio-Baumwoll-Bauern.
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